Verkürzung der Gymnasialzeit (G8)

Die überparteiliche „Bürgerinitiative familiengerechte Bildung und Schule G-IB-8“ hat das Ziel, sich landesweit kritisch mit dem derzeitigen Schulsystem, der Verkürzung der Gymnasialzeit (G8) auseinanderzusetzen und dazu zu verhelfen, die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 an allen weiterführenden Schulen zu realisieren.

Wir fordern im Rahmen der "Selbständigkeit der Schule", dass alle weiterführenden Schulen, somit auch die Gymnasien, zukünftig selbst entscheiden können, ob sie die gymnasiale Schulzeit in 8 und/oder 9 Jahren anbieten!


Fakten

Als Hintergrund unserer Kritik an G8 hier einige Fakten:

  • Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler:
    • Häufige Überforderung mit dem Tempo der Lernstoffvermittlung.
    • Eine unzumutbare Wochen-Unterrichtszeit von bis zu 36 Std. in der Sek.-Stufe I. Hinzu kommen Förderstunden, Hausaufgaben, zusätzliches Lernen für Klassenarbeiten und Anfahrtswege.
    • Klagen über zu wenig Freizeit und Wegfall von Möglichkeiten, ihren persönlichen Neigungen und Hobbies, sowie Aufbau und Pflege von Freundschaften nachzugehen bzw. diese auszubauen.
    • Weniger Freiraum zur Persönlichkeitsentwicklung.
    • Zunahme der Entwicklung körperlicher und psychischer Erkrankungen, z.B. psychosomatische Beschwerden, Schlafstörungen, steigende Gewaltbereitschaft und Flucht in Medikamente.
    • Bereits in der Grundschule ist ein erhöhter Leistungsdruck zu beobachten.
  • Auswirkungen auf die Familien:
    • Viele Eltern unterstützen bzw. „coachen“ ihre Kinder bei den Hausaufgaben bzw. beim Lernen, Vertiefen von Lernmaterial und Vorbereitung von Klausuren bis in den späten Abend, was nicht Aufgabe der Eltern ist und sein kann.
    • Einschränkung der Zeit für familiäre Begegnungen.
  • Verschärfung von Bildungsungerechtigkeit und Auslese:
    • G8 führt zwangsläufig zu einer Verschärfung der Auslese und weniger statt mehr HochschülerInnen.
    • Es gibt eine Zunahme der Inanspruchnahme professioneller, kostenpflichtiger Nachhilfe, die sich nicht jede Familie leisten kann.
    • Ein Schulwechsel von Realschulen und Hauptschulen auf Gymnasien („Durchlässigkeit“ zwischen den Schulsystemen) ist kaum mehr möglich.
  • Absenkung des Bildungsniveaus:
    • G8 führt im Vergleich zu G9 in den meisten Fällen zu gravierenden Unterrichtskürzungen von ca. 7% insgesamt, im Fach Deutsch bis zu 20% und Mathematik bis zu 20%. Daraus resultiert natürlich auch erhebliches Einsparpotential an Lehrerstellen.
  • Gesellschaftliche Auswirkungen:
    • Rückgang der Teilnahme junger Menschen an kulturellen, sportlichen und politischen Aktivitäten.
  • Überwiegend finanzielle politische Motivation für G8:
    • „1993 einigten sich bei einem Treffen in Potsdam nicht etwa die Kultus-, sondern die Finanzminister der 16 Länder darauf, den Ministerpräsidenten den bisher radikalsten Vorschlag zu machen: die bundesweite Abschaffung der 13.Klasse als Bestandteil des »Föderalen Konsolidierungsprogramms« zur Finanzierung des Solidarpakts.“ (DIE ZEIT, 07.02.2008, Artikel „Kinderarbeit“)
  • Planlose Einführung von G8:
    • 2013 machen 2 Jahrgänge gleichzeitig Abitur.
    • Bei Einführung von G8 gab es keine überarbeiteten Lehrpläne, Schulbücher und sonstige Unterrichtsmaterialien.
    • Randbedingungen für eine erholsame Mittagspause liegen an den wenigsten Gymnasien vor: es gibt weder Kantinen noch geeignete Aufenthaltsmöglichkeiten.

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    Unsere Ziele

    Wir möchten uns nicht damit zufrieden geben, die Bedingungen, die die gymnasiale Schulzeitverkürzung mit sich gebracht hat, zu verbessern, sondern setzen uns ein für:

    1. Die schnellstmögliche Einführung der Wahlfreiheit von G8 oder G9 an allen weiterführenden Schulen, und damit auch an allen Gymnasien, als wohnortnahes Angebot.
    2. Die Verhinderung einer Ausprägung von seelischen und körperlichen Erkrankungen der Schüler und Schülerinnen durch schulische überforderungen.
    3. Genügend Zeit und Freiraum für Schüler und Schülerinnen, um ihrer Persönlichkeitskeitsentfaltung und –entwicklung auch außerhalb der Schule nachgehen zu können.
    4. Keine „Abspeckung“ der Curricula auf Kosten des Bildungsstandards, sondern Vermittlung von Fähigkeiten und Kompetenzen, die den Schülern ermöglicht, eine fundierte Allgemeinbildung zu entwickeln.
    5. Eine altersgemäße Gestaltung der Schulzeiten und die Entwicklung einer schüler- und familiengerechten Versorgungs-, Schul- und Schulzeitstruktur in Anlehnung an die Wahlmöglichkeit des Angebotes der offenen Ganztagsschule (OGS) an den Grundschulen mit flexibler Übermittagsbetreuung.
    6. Das Beibehalten des Rechtes der Eltern auf Pflege und Erziehung der Kinder ohne unzumutbare Einschränkung durch das Schulsystem.
    7. Verkürzung der Schulzeit durch individuelle Flexibilisierung von Lernzeiten entsprechend den individuellen Lernmöglichkeiten und den zu erreichenden Zielen in jedem Einzelfall (überspringen von Klassen, optionale Verkürzung der gymnasialen Oberstufe von 3 auf 2 Jahre, Sondereinrichtungen für kognitiv besonders Begabte, Prävention statt Sitzenbleiben etc.)

    Die überparteiliche „Bürgerinitiative familiengerechte Bildung und Schule G-IB-8“ führt Gespräche mit Landtags-Abgeordneten aller Parteien sowie mit großen Interessensverbänden. Wir freuen uns über alle diejenigen, die sich durch dieses Schreiben angesprochen fühlen und sich an uns wenden. Wir tauschen gerne Informationen und Informationsquellen aus, diskutieren gerne und nehmen ebenso gerne Anregungen auf. Ebenso sind wir sehr daran interessiert, genau zu überprüfen, was mit unseren Kindern/den Schülern und Schülerinnen in den nächsten Jahren geschieht und vor welchem fachlich kompetenten Hintergrund die Entscheidungen dafür getroffen werden.

    Ganz im Sinne unseres Namens, „Gib-Acht!“

    Flyer (doc, 46KB)

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